Erinnert euch an mich. Über Nestor Machno by Mark Zak

Erinnert euch an mich. Über Nestor Machno by Mark Zak

Autor:Mark Zak
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Edition Nautilus
veröffentlicht: 2018-03-15T00:00:00+00:00


In der Mitte Schtjuss, 1919

Es traf sich nun, dass ein Dorf in der Jasykower mennonitischen Ansiedlung mit Namen Dubowka – Eichenfeld – sich besonders durch einen organisierten Selbstschutz hervorgetan hatte. Darum hatte der Bandenführer Machno besonders diesem Dorf blutige Rache geschworen. Und gerade in dieses Dorf zogen eines Tages fünf Brüder der Zeltmission ein und fingen hier an zu missionieren und verkündigten in großer Kraft das Evangelium von der Gnade Gottes. Der Herr bekannte sich zu dieser Arbeit, und viele Seelen fanden Frieden im Blute des Lammes.

Predigend, singend und mit Seelen ringend, so fanden die Banditen bald darauf diese Missionare im Schulhause des Dorfes. Ohne sich von dem Erscheinen der Banditen beirren zu lassen, predigte Br. Dyck auch diesen Leuten das Evangelium. Das wirkte beruhigend auf die rohen Männer, und sie hörten eine Zeit lang ruhig zu. Doch da stürzte eine neue wütende Gruppe in den Saal und ließ Br. Dyck nicht weiter sprechen. Fluchend ergriffen sie ihn und die anderen Mitarbeiter in der Schule, führten diese ganze Gruppe in die nahe liegende Scheune und zerhackten sie in Stücke. Man hat sie einige Tage später, nachdem die Bösewichte abgezogen waren, nur an der Wäsche erkennen können, so übel waren sie zugerichtet worden. Weil die sonst wehrlosen Mennoniten dieses Dorfes das Prinzip der Wehrlosigkeit aufgegeben hatten, darum mussten nun auch die Unschuldigen mit den Schuldigen zusammen umkommen. Es erfüllte sich hier das Wort des Herrn: ›Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen.‹ So hatte die Metzelei in Eichenfeld über 80 Personen im Alter von 15 bis 75 Jahren, vorwiegend Männer, dahingerafft.

Anastassia Wassezkaja, Machnos erste Frau

Wenn man es genau nimmt, waren wir nur ein Jahr zusammen, haben uns Anfang Mai 1917 kennengelernt und Anfang Mai 1918 getrennt. Das Leben, Nestors Leben hat uns getrennt. Seine Frau Galina, die Lehrerin, kannte ich natürlich. Habe gesehen, wie gut sie reiten kann. Sie war gebildet, nicht so wie ich – ein Analphabet. Vielleicht brauchte Nestor in jener Zeit so eine Frau. Wir waren ja auch nicht getraut; sind nur um die Kirche herumgefahren.

Ida Mett, russisch-französische Anarchistin

Seine Frau Galina Kusmenko lernte ihn kennen, als er schon zum »Batjko« Machno geworden war. Vermutlich fand sie es verlockend, die Rolle der Ehefrau eines allmächtigen ukrainischen Heerführers zu spielen. Nebenbei gesagt war sie nicht die einzige Frau gewesen, die es auf »Batjko« abgesehen hatte. In Paris erzählte er mir später, dass die Menschen ihn zu jener Zeit vergöttert hatten und er auf Wunsch jede Frau hätte bekommen können – so groß war sein Ruhm. Aber in Wirklichkeit hatte er keine freie Zeit, die er dem Privatleben hätte widmen können. Tatsächlich war Machno ein eher keuscher Mensch. Was seinen Umgang mit Frauen anbetrifft, so würde ich sagen, dass sich bei ihm eine gewisse bäuerliche Einfachheit dennoch mit der Achtung vor den Frauen verband, die für die russischen revolutionären Kreise am Anfang des Jahrhunderts charakteristisch war. Manchmal dachte er mit aufrichtigem Bedauern an seine erste Frau zurück, die aus demselben Dorf war, und die er gleich nach der Befreiung aus dem Gefängnis 1917 geheiratet hatte.



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